Seller vs. Vendor – Welches Amazon-Modell eignet sich am besten?
Herzlich Willkommen im Amazon-Dschungel! Sie möchten gerne Ihre Produkte auf Amazon verkaufen und wissen nicht, wo Sie anfangen sollen? Wir klären Sie über die grundlegenden ersten Schritte beim Verkaufen auf Amazon auf.
Was brauche Ich, um Produkte auf Amazon zu verkaufen?
Stellen Sie sich zuallererst folgende Frage, bevor Sie mit dem Verkaufen loslegen: Welches Amazon-Programm passt zu Ihnen? Auf Amazon gibt es nämlich zwei verschiedene Verkaufsmodelle. Amazon Seller oder Amazon Vendor.
Den Unterschied zwischen Seller und Vendor und die Vor- und Nachteile von Seller und Vendor bringen wir Ihnen in den nachfolgenden Zeilen ein wenig näher.
Kurz und knapp – Was ist ein Amazon Seller?
In einfachen Worten gesagt: Ein Amazon Seller ist ein Händler, der den Amazon Marktplatz zum Vertreiben seiner Produkte nutzt. Er agiert als Drittanbieter (3rd Party) und verkauft seine eigenen Produkte und Handelsware über sein eigenes Verkäuferkonto.
Amazon Seller Central zur Verwaltung und Steuerung der Produkte
Amazon Seller verwalten Ihre Produkte über das Amazon Seller Central. Das ist die offizielle Benutzeroberfläche und das Backend von Amazon für Händler. Dort sind alle wichtigen KPI’s, sowie Lagerbestand, Artikeldetails und Bestellungen abgebildet.
Die Produktportfolios und Verkaufspreise können dort bearbeitet werden und auch Werbeanzeigen können direkt im Amazon Sellercentral aufgesetzt und betreut werden. Hat der Händler seine Marke bei Amazon registriert, hat er zudem die Hoheit über die Artikelgestaltung und es stehen Funktionen wie unter Anderem A+ Content (erweiterte Produktbeschreibung), Brand Store (Markenshop auf Amazon) sowie das Werbeformat „Sponsored Brands“ zu Verfügung.
Vor- und Nachteile des Amazon Seller Programms
Wer als Seller auf Amazon agiert, besitzt im Großen und Ganzen viel mehr Kontrolle: Da Seller den Amazon Marktplatz lediglich als Vertriebskanal nutzen, sind sie dementsprechend frei in der gesamten Gestaltung. Sie verkaufen die Produkte über den Amazon Marktplatz direkt an den Endkunden und legen ihre eigenen Preise fest. Seller gestalten auch das Produktportfolio und die Werbeanzeigen ganz nach ihrem Geschmack. Ebenfalls vorteilhaft, ist der direkte Kontakt zum Endkunden.
Allerdings gibt es auch Nachteile bei dem Amazon Seller Programm. Dadurch, dass Seller sehr eigenständig handeln können, haben sie dementsprechend auch einen hohen Aufwand und ebenfalls ein höheres Risiko. Wenig überraschend kaufen Konsumenten eher Produkte von Marken, die sie bereits kennen oder die viele positive Bewertungen haben, als No-Name-Produkte mit wenig Bewertungen. Solche Produkte haben dementsprechend auch ein niedrigeres Absatzpotential als Produkte, hinter denen Amazon selbst als Verkäufer steht. Das Kundenvertrauen muss hierbei also von Null auf aufgebaut werden. Um gut zu performen, haben Amazon Seller haben vor allem zu Beginn einen enorm hohen Aufwand.
Amazon FBA und Amazon FBM – Was ist hier der genaue Unterschied?
Beim Seller-Programm wird zwischen den Modellen Amazon FBA (Abkürzung für „Fulfillment bei Amazon“) und Amazon FBM (Abkürzung für „Fulfillment by Merchant“), also Eigenversand, unterschieden.
Beim Amazon FBM-Modell ist ausschlaggebend, dass der Seller nicht nur für den Verkaufspreis, die textliche und grafische Gestaltung des Produktes verantwortlich ist, sondern darüber hinaus auch für den Versand an den Endkunden, sowie mögliche Rücksendungen bzw. für den Kundensupport die Verantwortung trägt. Amazon wird hier lediglich als Verkaufsplattform genutzt. Sowohl das administrative als auch das operative Geschäft bleibt vollständig in den Händen des Sellers.
Beim Amazon FBA-Modell hingegen nimmt Amazon dem Seller gegen eine Gebühr ein wenig Arbeit ab: Lagerung, Verpackung und Versand übernehmen bei diesem Modell Mitarbeiter von Amazon selbst. Allerdings sind die Produkte weiterhin bis zum Zeitpunkt des Verkaufes an den Endkunden Eigentum des Sellers. Dass sich die Ware in den Lagerhäusern von Amazon befindet, spielt dabei keine Rolle. Amazon Seller haben weiterhin die volle Kontrolle über die Preis- und Produktgestaltung, sowie Werbestrategie.
Übrigens: Für den Endkunden ist es einsehbar, ob ein Produkt durch den Händler selbst oder durch Amazon versandt wird. Wird das Produkt durch Amazon verkauft, ist das in der ‚Buybox‘ (Einkaufwagenfeld) vermerkt. Wird das Produkt durch den Händler verkauft, steht an der Stelle von Amazon stattdessen der Markenname „Verkauf durch xxxxx“.
Kurz und knapp – Was ist das Amazon Vendor Programm?
Das Amazon Vendor-Programm zu nutzen, ist nur möglich, wenn man von Amazon explizit dazu eingeladen wird. Üblicherweise werden nur vielversprechende Drittanbieter, wie große Unternehmen und bekannte Marken, ins Vendor-Programm eingeladen. Dabei verkaufen sie ihre Produkte in großen Mengen an Amazon und Amazon übernimmt dann den Verkauf an den Endkunden.
Da die Ware dann im Besitz von Amazon ist, kümmert sich der Online-Gigant auch selbstständig um die Preisgestaltung, den Verkauf und den Versand der Ware. Ab dem Zeitpunkt, zu dem ein Vendor Amazon seine Ware verkauft hat, liegt der weitere Verkaufsprozess vollständig in den Händen von Amazon.
Amazon Vendorcentral zur Verwaltung und Steuerung der Produkte
Vendoren verwalten ihre Produkte über das Vendorcentral von Amazon, welches ähnlich wie das Sellercentral aufgebaut ist, jedoch oftmals stark veraltet wirkt. Der Endkunde erkennt, dass ein Produkt im Amazon Vendor Programm verkauft wird, wenn in der Buy-Box „Verkauf und Versand durch Amazon“ steht.
Ein riesiger Vorteil aus Kundensicht ist – wie schon erwähnt – wenn Amazon selbst den Verkäufer darstellt. Es besteht ein hohes Kundenvertrauen, denn das Label „Verkauf und Versand durch Amazon“ stellt automatisch einen großen Vertrauensbeweis dar und ein Kauf kommt schnell zustande. Für Vendoren heißt das konkret: Wenn Amazon als Verkäufer fungiert, wird die Auffindbarkeit von Produkten verbessert, es werden mehr Verkäufe generiert und demnach entsteht ein hohes Absatzvolumen.
Auf der anderen Seite muss man sich darüber im Klaren sein, dass Vendoren wenig Kontrolle haben, da diese an Amazon abgegeben wird. Vendoren agieren nicht mehr als Händler, sondern als Lieferant der Ware und sind daher stark von Amazon abhängig. Amazon hat die volle Macht über Produktportfolio, Preisgestaltung und Lagerbestände – der Vendor kann hier nur Änderungsvorschläge anstatt Änderungen machen. Vendoren sind nicht wirklich flexibel und Verhandlungen mit Amazon können schwierig und langwierig sein.
Vendor oder Seller: Welches Programm ist nun das Bessere?
So schön auch ein perfektes Erfolgsrezept wäre, es gibt keins. Beide Programme haben Vor- und Nachteile, daher lässt sich nicht sagen, dass kein Programm empfehlenswerter ist als das andere. Wer auf Amazon verkaufen will muss individuell für sein Unternehmen abwägen, welches Programm besser geeignet ist.
Dabei darf selbstverständlich nicht außer Acht gelassen werden, dass nicht jeder als Vendor auf Amazon verkaufen darf bzw. kann. Und wer einmal als Vendor auf Amazon verkauft, kann leider nicht ganz so einfach wieder zurück zum Seller-Programm.
Sicher ist auf jeden Fall Eins: Wenn Amazon Sellern die Chance gibt zum Vendor aufzusteigen, sollte man sich die Entscheidung gut überlegen und das Angebot nicht gleich voreilig annehmen.